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Octopus Energy vor der Pleite? Was die aktuelle Lage wirklich sagt

Octopus Energy gilt als aufstrebender Ökostromanbieter, der mit fairen Tarifen und gutem Service wirbt. Doch angesichts steigender Energiepreise und einiger Insolvenzen bei Konkurrenten stellt sich die Frage: Steht Octopus Energy selbst vor der Pleite? In diesem ausführlichen Bericht beleuchten wir die Hintergründe dieser Sorge, analysieren die Finanzlage des britischen Unternehmens und prüfen, ob Kunden Grund zur Beunruhigung haben. Die klare Antwort vorweg: Nach derzeitigem Stand ist Octopus Energy nicht von einer Insolvenz bedroht, im Gegenteil, die Firma wächst weiter und schreibt sogar Gewinne. Wie es zu dieser Einschätzung kommt, zeigen die folgenden Abschnitte.

Warum tauchen Pleite-Gerüchte auf?

Seit der Energiekrise 2021 stehen viele Energieversorger unter Druck. Hohe Großhandelspreise, staatlich regulierte Preisbremsen und minimale Margen führten dazu, dass zahlreiche kleinere Anbieter Insolvenz anmelden mussten. In Großbritannien brachen Dutzende Versorger weg, auch in Deutschland gerieten einige Billiganbieter ins Straucheln. In dieser angespannten Lage fiel Octopus Energy besonders auf, denn das Unternehmen übernahm viele Kunden insolventer Konkurrenten. Dadurch fragten sich Beobachter vermehrt, ob Octopus selbst ins Wanken geraten könnte.

Konkrete Warnsignale für finanzielle Probleme bei Octopus gab es jedoch nicht. Weder wurden Zahlungsverzüge an Marktpartner bekannt, noch schalteten sich Behörden wegen Auffälligkeiten ein. Im Gegenteil, während andere strauchelten, expandierte Octopus Energy stetig weiter und integrierte sogar die Kundschaft gescheiterter Wettbewerber, ein Zeichen von Stärke statt Schwäche. Branchenanalysten und Aufsichtsbehörden haben keine Hinweise auf akute Schieflagen bei Octopus Energy geäußert. Die Frage nach einer möglichen Pleite entstand also eher aus der allgemeinen Verunsicherung in der Branche als aus Hinweisen aus dem Unternehmen selbst.

Aktuelle Geschäftszahlen: Umsatz, Gewinn und Marge

Ein zentraler Maßstab für die Stabilität eines Energieversorgers sind seine Finanzkennzahlen, insbesondere Umsätze, Gewinne und Kapitalausstattung. Hier zeigt sich ein klares Bild: Octopus Energy ist weiterhin profitabel und weist keine Anzeichen von Zahlungsunfähigkeit auf. Weder in Großbritannien noch in einem anderen Land läuft ein Insolvenzverfahren gegen das Unternehmen. Vielmehr erwirtschaftet Octopus Überschüsse und wächst international weiter.

Im jüngsten abgeschlossenen Geschäftsjahr 2023/24 mit Stichtag 30. April 2024 erzielte Octopus Energy einen Umsatz von rund 12,4 Milliarden Pfund bei einem Netto-Gewinn von etwa 83 Millionen Pfund. Die Gewinnmarge lag damit bei nur ca. 0,7 Prozent, auf den ersten Blick ein sehr geringer Wert. Allerdings ist diese niedrige Marge bewusstes Kalkül: Octopus hat während der Energiekrise eigene Kosten übernommen, um die Preise für seine Kunden niedrig zu halten. Alleine im letzten Jahr wurden rund 74 Millionen Pfund an Kosten absorbiert, um Tarife unter der staatlichen Preisobergrenze anbieten zu können. Trotz dieser Entlastungen blieb das Unternehmen profitabel. Die Fähigkeit, sich solche Kostennachteile leisten zu können und dennoch schwarze Zahlen zu schreiben, spricht für eine solide finanzielle Aufstellung.

Ein Blick auf die Entwicklung bestätigt die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells. Im vorherigen Geschäftsjahr 2022/23 hatte Octopus Energy erstmals seit Gründung einen Jahresüberschuss erwirtschaftet, etwa 203 Millionen Pfund Gewinn bei rund 12,5 Milliarden Pfund Umsatz. Zuvor hatte das 2015 gegründete Unternehmen lange in Wachstum investiert und anfängliche Verluste in Kauf genommen. Das erstmalige positive Ergebnis 2022/23 wurde in der Branche als Wendepunkt gewertet, der zeigte, dass das Octopus-Modell aufgeht. Im Folgejahr 2023/24 ging der Gewinn zwar wieder zurück, vor Steuern etwa 77,6 Millionen Pfund, nach Steuern 83 Millionen Pfund, doch dieser Rückgang war gezielt: Octopus investierte massiv in weiteres Wachstum, steigerte die Kundenzahl, übernahm 1,3 Millionen Shell-Kunden und erhöhte die Mitarbeiterzahl stark. All diese Expansionen verursachten hohe Ausgaben. Dass trotzdem ein Gewinn übrig blieb, werten Experten als Indikator, dass das Geschäftsmodell belastbar ist. Mit anderen Worten, Octopus schreibt zwar keine hohen Gewinnmargen, arbeitet aber profitabel und steckt viel Geld in die Zukunftssicherung.

Investorenvertrauen und finanzielle Polster

Neben Umsatz und Gewinn ist die Bilanzstärke ein wichtiger Stabilitätsfaktor. Hier kann Octopus Energy ebenfalls punkten: Das Eigenkapital des Unternehmens ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Allein im Geschäftsjahr 2023/24 stieg das Nettovermögen, also Eigenkapital abzüglich Schulden, um 722 Millionen Pfund auf nunmehr 1,7 Milliarden Pfund. Dieser Zuwachs resultierte vor allem aus einer Kapitalerhöhung von 628 Millionen Pfund durch die bestehenden Anteilseigner. Mit anderen Worten, die Gesellschafter haben Octopus frisches Eigenkapital in erheblicher Höhe zur Verfügung gestellt, was das Vertrauen in die Zukunft des Unternehmens unterstreicht.

Ein hohes Eigenkapitalpolster bedeutet, dass Octopus im Bedarfsfall auf Reserven zurückgreifen kann, etwa um Marktschwankungen abzufedern, in neue Technologien zu investieren oder unvorhergesehene Kosten zu decken. Zum Vergleich, die finanziellen Verbindlichkeiten des Unternehmens hielten sich zuletzt in engen Grenzen. Stand April 2024 summierten sich Bankkredite und Darlehen auf rund 130 Millionen Pfund. Das ist im Verhältnis zum Milliarden-Eigenkapital ein sehr niedriger Schuldenstand. Octopus hat bisher kaum klassische Unternehmensanleihen begeben oder große Bankdarlehen aufgenommen. Das Wachstum wurde überwiegend über Eigenkapital finanziert, nicht über Kredite. Die einzige größere Fremdfinanzierung betraf ein spezielles Programm zur Elektroauto-Flottenfinanzierung aus dem Jahr 2023. Insgesamt präsentiert sich die Gläubigerstruktur überschaubar, was die finanzielle Unabhängigkeit erhöht.

Hinter Octopus Energy steht zudem eine Reihe kapitalkräftiger Investoren, die seit Jahren erhebliche Mittel in das Unternehmen pumpen. Seit 2015 flossen insgesamt über 2 Milliarden US-Dollar an Wagniskapital in Octopus. Zu den Geldgebern gehören prominente Namen:

  • Tokyo Gas aus Japan kaufte 2020 knapp 10 Prozent der Anteile, die Bewertung lag damals bei rund 2,1 Milliarden US-Dollar.
  • Origin Energy aus Australien beteiligte sich in den Folgejahren.
  • Generation Investment Management, der Nachhaltigkeitsfonds von Al Gore, investierte 2021 etwa 600 Millionen US-Dollar, die Bewertung lag bei rund 4,6 Milliarden US-Dollar.
  • Der Canada Pension Plan Investment Board stieg 2023/24 ein und half mit, Octopus im Mai 2024 mit rund 9 Milliarden US-Dollar zu bewerten, etwa 7,2 Milliarden Pfund.

Dass renommierte Geldgeber mehrfach so hohe Beträge nachschießen und teils ihre Anteile aufstocken, zeigt großes Vertrauen in das Geschäftsmodell und die Langfriststrategie. Octopus selbst betont, über mehr als 2 Milliarden US-Dollar an finanzieller Rückendeckung zu verfügen, um Innovationen voranzutreiben und weitere Marktanteile zu gewinnen. Die solide Kapitaldecke ermöglichte es der Firma, kostspielige Übernahmen zu stemmen, neue Märkte wie Deutschland zu erschließen und bei Bedarf kundenfreundliche Tarife anzubieten. Auch staatliche Hilfen im Zuge der Bulb-Übernahme konnte Octopus dank dieser Stärke zügig zurückzahlen.

Ein eindrucksvoller Beleg für die finanzielle Schlagkraft: Als Octopus Ende 2022 die Kunden des insolventen britischen Versorgers Bulb Energy übernahm, erhielt das Unternehmen zunächst staatliche Unterstützung, um die Energieeinkäufe zu finanzieren. Bis September 2024 hatte Octopus diese Hilfen nahezu vollständig zurückgezahlt, insgesamt knapp 3 Milliarden Pfund an die Regierung. Für die britischen Steuerzahler endete die Rettung von Bulb dadurch sogar mit einem Plus von etwa 1,5 Milliarden Pfund. Diese Transaktion zeigt, dass Octopus über genug finanzielle Power verfügt und die Integration großer Kundenzahlen stemmen kann. Zugleich entkräftete sie Kritiker, die behauptet hatten, Octopus könne nur dank Staatshilfen überleben. Behörden bestätigten im Nachhinein, dass der Verkauf von Bulb an Octopus fair und transparent ablief.

Expansion und Marktstellung: Wachstum statt Krise

Statt Anzeichen von Rückzug zu zeigen, hat Octopus Energy in den vergangenen Jahren eine rasante Expansion hingelegt. Durch Übernahmen und organisches Wachstum schob sich Octopus innerhalb kurzer Zeit in die Spitzengruppe der Energieversorger, insbesondere im Heimatmarkt Großbritannien. Dort hat Octopus durch die Integration von Bulb mit 1,5 Millionen Kunden und Shell Energy UK mit 1,3 Millionen Kunden seine Reichweite drastisch vergrößert. Heute beliefert Octopus in Großbritannien etwa 7,3 Millionen Haushalte, was rund 24 Prozent Marktanteil entspricht. Damit hat das erst 2015 gegründete Unternehmen etablierte Player wie British Gas an der Spitze abgelöst. Diese neue Marktführerposition bringt zwar Herausforderungen, etwa im Kundendienst für Millionen Neukunden, aber Octopus setzt hierbei auf seine leistungsfähige IT-Plattform Kraken, die eine effiziente Kundenbetreuung und Abrechnung ermöglicht. Die Kraken-Technologie lizenziert Octopus sogar an andere Versorger, was zusätzliche Einnahmen bringt und damit einen weiteren Stabilitätsfaktor liefert.

Auch international wächst Octopus kräftig weiter. Mittlerweile ist der Versorger in 15 Ländern aktiv, unter anderem in Deutschland, den USA, Australien und mehreren EU-Staaten. Insgesamt versorgt Octopus Energy weltweit rund 10 Millionen Haushalte mit Strom und Gas. Ein Großteil davon entfällt zwar auf Großbritannien, doch speziell Deutschland entwickelt sich zum wichtigsten Auslandsmarkt. Hierzulande startete Octopus erst im Herbst 2020 mit einer Handvoll Mitarbeitern. Doch binnen fünf Jahren hat der digitale Ökostromanbieter wie angekündigt die Million-Kunden-Marke geknackt. Stand Oktober 2025 zählt Octopus Energy in Deutschland rund 1 Million Kundinnen und Kunden, ein außergewöhnlich schneller Aufstieg vom Newcomer zu einem bedeutenden Akteur.

Deutsche Medienberichte heben hervor, dass Octopus damit bereits in die Top-Liga der Stromanbieter in Deutschland vorstößt. Zum Vergleich, Marktführer E.ON hat etwa 14 Millionen Kunden, doch Octopus peilt bis 2028 ambitioniert drei Millionen Kunden in Deutschland an. Dieses Ziel hat Deutschland-Chef Bastian Gierull kürzlich bekräftigt und zugleich die hiesigen Marktbedingungen kritisiert. Im Gespräch monierte er, der deutsche Energiemarkt hinke bei Digitalisierung und Smart-Meter-Einführung 50 Jahre zurück. Das ist ein Hinweis darauf, dass Octopus mit modernen Technologien und transparenten Tarifen punkten will. Für Octopus Energy ist der deutsche Markt attraktiv, weil viele Verbraucher von traditionellen Versorgern hohe Preise und wenig Innovation gewohnt sind. Der britische Anbieter will diese Lücke nutzen, was das starke Kundenwachstum bestätigt.

Die Übernahme von Shell Energy Deutschland, parallel zur UK-Transaktion, hat Octopus hier zusätzlich gestärkt. Im Dezember 2023 vereinbarte Shell den Verkauf seines Privatkundengeschäfts auch in Deutschland an Octopus. Sobald die Behörden zustimmen, werden alle deutschen Shell-Stromkunden auf Octopus migriert. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt, doch diese Integration dürfte den deutschen Kundenstamm weiter vergrößern. Bereits im September 2024 meldete Octopus über eine halbe Million Kunden in Deutschland, bis Anfang 2025 waren es über 700.000 Haushalte. Die Marke von 1 Million wurde dann im Herbst 2025 erreicht. Dieses schnelle Wachstum, teils organisch, teils durch Zukäufe, ist ein weiteres Indiz dafür, dass Octopus weit davon entfernt ist, zu schrumpfen oder gar zahlungsunfähig zu werden. Im Gegenteil, das Unternehmen investiert kräftig und mischt den deutschen Energiemarkt auf, was etablierte Versorger spürbar unter Druck setzt.

Kein Grund zur Sorge für Kunden

Angesichts der soliden Finanzlage und des starken Wachstums besteht kein Anlass zur Panik für Octopus-Kunden. Aktuell ist Octopus Energy kerngesund und erfüllt alle Verpflichtungen gegenüber Kunden und Marktpartnern. Wer einen Strom- oder Gasvertrag bei Octopus hat, muss keine vorsorgliche Kündigung erwägen, im Gegenteil, die Verträge laufen zu den vereinbarten Konditionen weiter, solange das Unternehmen stabil wirtschaftet. Octopus genießt einen Ruf für fairen Service und wettbewerbsfähige Preise. Ein übereilter Wechsel zu einem anderen Anbieter ist nicht nötig, sofern man zufrieden ist.

Doch was wäre, wenn wider Erwarten doch finanzielle Probleme auftreten? Für diesen Fall greifen in allen modernen Energiemärkten bewährte Schutzmechanismen. In Großbritannien würde zum Beispiel die Regulierungsbehörde Ofgem im Falle einer Anbieterinsolvenz umgehend einen Ersatzversorger im Rahmen des Supplier of Last Resort Programms bestimmen. So bliebe kein Haushalt ohne Strom oder Gas. Auch Kundenguthaben, etwa aus Vorauszahlungen, sind reguliert geschützt und würden nicht verloren gehen. In Deutschland wäre die Grundversorgung durch lokale Versorger sichergestellt, bis man einen neuen Anbieter findet. Diese Szenarien sind jedoch rein hypothetisch. Aktuell gibt es keinerlei Anzeichen, dass Octopus in ernsthafte Schwierigkeiten geraten könnte. Sollte sich die Lage ändern, würden Aufsichtsbehörden einschreiten, danach sieht es Stand Ende 2025 jedoch nicht aus.

Im Gegenteil, Octopus Energy zeigt, was mit langfristigem Denken möglich ist, wie Gründer Greg Jackson betont. Statt auf kurzfristige Gewinnmaximierung setzt das Unternehmen auf nachhaltiges Wachstum und Kundenzufriedenheit. So wurde etwa ein Härtefonds namens Octo Assist und kostenlose Energiespar-Hilfen eingerichtet, um Kunden in der Krise zu unterstützen. Diese kundenfreundliche Politik und die breite Kapitalbasis bewahrten Octopus davor, in den Strudel der Insolvenzwelle gezogen zu werden. Während andere vom Markt verschwanden, konnte Octopus seine Position ausbauen, als Retter und Konsolidierer der Branche.

Fazit: Keine Pleite in Sicht

Ist Octopus Energy pleite? Die Antwort lautet klar: Nein. Der britische Versorger hat in den vergangenen Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass er sich selbst in turbulentem Marktumfeld behaupten kann. Weder in Großbritannien noch anderswo ist Octopus insolvent oder steht kurz davor. Im Gegenteil, das Unternehmen schreibt weiterhin Gewinne und expandiert international. Die starken Finanzkennzahlen, das große Vertrauen namhafter Investoren und der konsequente Wachstumskurs sprechen dafür, dass Octopus Energy auf absehbare Zeit nicht von einer Insolvenz bedroht ist. Sofern das Management an seiner vorsichtigen Finanzpolitik festhält und weiter in Innovation sowie Kundenzufriedenheit investiert, dürfte Octopus eine stabile und vielversprechende Zukunft bevorstehen. Kunden können also beruhigt bleiben, Octopus Energy ist aktuell weit davon entfernt, pleitezugehen, sondern eher dabei, zum nächsten großen Energieversorger aufzusteigen.

Bildquelle: https://octopus.energy/press/

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