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Tonner Drones: Steht das Drohnen-Unternehmen vor der Pleite?

Zentrale Frage: Ist Tonner Drones im Jahr 2025 zahlungsunfähig, von einer Insolvenz bedroht oder bereits pleite? Dieser Beitrag ordnet die aktuelle Lage ein und zeigt, worauf es jetzt ankommt.

Hintergrund: Was ist Tonner Drones?

Tonner Drones S.A. ist ein französisches Drohnen-Technologieunternehmen, das aus der früheren Delta Drone S.A. hervorgegangen ist. Die Firma entwickelt Drohnenlösungen für zivile Anwendungen, insbesondere für den Logistiksektor. Bekannt ist Tonner Drones unter anderem für das Inventurdrohnen-System Countbot, das in Lagerhäusern zum automatisierten Zählen von Beständen eingesetzt werden soll. Außerdem hält das Unternehmen Beteiligungen an mehreren französischen Drohnen-Startups, zum Beispiel Elistair und Donecle, die als versteckte Werte in der Bilanz gelten.

Im Jahr 2023 befand sich der Vorgänger Delta Drone finanziell in schwerem Fahrwasser. Das Unternehmen verbrannte zuvor große Mengen Kapital und erzielte nur geringe Umsätze. Die Folge waren hohe Verluste und Liquiditätsengpässe. In Investorenkreisen machten Gerüchte die Runde, Delta Drone, nun Tonner Drones, stehe kurz vor der Insolvenz. So schrieb ein verunsicherter Anleger im März 2025 in einem Forum: das Unternehmen ist pleite, insolvent… Die sind pleite. Diese skeptischen Stimmen zeigen, wie stark das Vertrauen in die Firma zeitweise erschüttert war.

Finanzielle Schwierigkeiten und hohe Verluste

Blickt man auf die Geschäftszahlen, wird das Ausmaß der Krise deutlich. Der Umsatz von Tonner Drones brach 2024 massiv ein und betrug nur noch 119.000 € nach über 1 Mio. € im Vorjahr. Gleichzeitig schrieb die Firma erneut einen hohen Verlust von 5,64 Mio. € im Jahr 2024, allerdings immer noch deutlich weniger als der Rekordverlust von 10,75 Mio. € im Jahr 2023. Diese Verluste resultierten zum großen Teil aus Einmalaufwendungen. So fielen Kosten für eine Kapitalerhöhung im April 2024, für Rechtsstreitigkeiten sowie Abschreibungen auf frühere Investitionen und Lagerbestände an. Trotz der drastischen Kostensenkungen blieben die Gesamtausgaben 2024 mit 3,28 Mio. € hoch, nach 8,48 Mio. € im Vorjahr.

Eine besondere Herausforderung war das stark geschrumpfte Eigenkapital. Nach massiven Abschreibungen wies Tonner Drones zum Jahresende 2024 ein negatives Eigenkapital von rund minus 5,6 Mio. € aus. Mit anderen Worten überstiegen die Schulden die bilanziellen Vermögenswerte deutlich. In vielen Ländern, auch in Frankreich, muss ein Unternehmen bei solcher Überschuldung innerhalb einer bestimmten Frist Gegenmaßnahmen ergreifen, etwa Sanierungsplan oder Kapitalerhöhung, um einer formellen Insolvenzanmeldung zu entgehen. Tonner Drones kündigte entsprechend einen Recovery-Plan an, um das negative Eigenkapital innerhalb von zwei Jahren wieder auszugleichen. Als eine Option nannte das Management den möglichen Verkauf von Beteiligungen, etwa der Anteile an Elistair oder Donecle, um frisches Kapital zu generieren und die Eigenkapitalbasis zu stärken.

Sanierung unter neuem Management

Angesichts der prekären Lage leitete Tonner Drones 2023 und 2024 eine umfassende Sanierung und Neuausrichtung ein. Im Juni 2023 übernahm der Investor Diede van den Ouden als CEO und Präsident des Verwaltungsrats die Führung. Unter seiner Leitung wurde ein strikter Sparkurs gefahren sowie eine umfassende Restrukturierung und Refinanzierung umgesetzt. Das erklärte Ziel: die finanziellen Altlasten in den Griff bekommen und die Firma wieder zukunftsfähig aufstellen.

Ein Kernpunkt der Sanierung war die drastische Senkung der laufenden Kosten. Das Unternehmen reduzierte seine operativen Ausgaben auf ein Minimum. Nach eigenen Angaben strebte man zeitweise nur noch 20.000 € Betriebskosten pro Monat an. Teure Büroflächen wurden aufgegeben und der Firmensitz auf eine administrative Adresse reduziert. Laut Unternehmensangaben ist das Unternehmen nicht länger in Not und kann dank der niedrigen Kosten auf die richtigen Chancen warten. Diese Aussage signalisiert, dass die akut bedrohliche Phase überwunden wurde und man sich finanziell stabilisiert hat, zumindest vorläufig.

Gleichzeitig zog das neue Management einen Schlussstrich unter teure Projekte mit unsicherer Aussicht. Der Vorgänger Delta Drone habe in der Vergangenheit viel Geld verbrannt. Tonner Drones entschied daher, Kosten zu senken und nur noch tragfähige Projekte zu verfolgen, die schnell zur Profitabilität beitragen können. In der Praxis konzentriert sich Tonner Drones nun fast ausschließlich auf den Countbot als Hauptprodukt, da hier ein klarer Marktbedarf in der Lagerlogistik gesehen wird. Andere Innovationsprojekte wie das Drohnen-Stabilisierungssystem Inhibitor sollen nur mit Partnern weiterentwickelt werden, um keine eigenen Ressourcen zu verbrennen.

Auch die Haltung im Management hat sich geändert. Die neue Führung will für die Aktionäre messbaren Wert schaffen und kein Geld mehr in wertlosen Projekten versenken. Der CEO verzichtet 2025 sogar auf ein Gehalt, um ein Zeichen zu setzen, und die Vergütung der Verwaltungsratsmitglieder wurde auf sehr bescheidene Beträge gedeckelt. Statt Eigeninteresse steht der Unternehmenserfolg im Vordergrund, Leistung soll erst erbracht werden, bevor Vergütung fließt.

Finanzspritzen: Kapitalerhöhungen und CEO-Investitionen

Neben dem harten Sparkurs brauchte Tonner Drones frisches Kapital, um den Fortbestand zu sichern. Hier spielte CEO Diede van den Ouden persönlich eine entscheidende Rolle. Er stockte seinen Anteil am Unternehmen kontinuierlich auf, sowohl durch Zukäufe von Aktien am Markt als auch durch Umwandlung von Schuldforderungen in Aktien. Im Mai 2025 meldete Tonner Drones, dass van den Ouden seine Beteiligung auf über 13 Prozent erhöht hat. Möglich wurde dies, weil der CEO 30,3 Millionen Warrants zog und dafür 568.350 € in die Kasse zahlte. Mit diesem Geld wurde ein entsprechend hoher Schuldenbetrag getilgt und in Eigenkapital umgewandelt, was die Bilanz spürbar entlastete. Van den Ouden hält nach dieser Transaktion 65,5 Millionen Aktien. Zusätzlich kaufte er zwischen November 2024 und Januar 2025 rund 20 Millionen Aktien über die Börse zu, ohne seither welche zu verkaufen. Der CEO hat außerdem der Gesellschaft ein flexibles Gesellschafterdarlehen über 1,5 Mio. € eingeräumt und eine reguläre Anleihe über 3 Mio. € gezeichnet, um Tonner Drones nach Bedarf finanziell zu stützen. Diese Schritte zeigen ein hohes persönliches Commitment.

Auch externe Investoren brachten frisches Geld. Bereits im April 2024 führte Tonner Drones eine größere Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten durch, um die Schuldenlast zu reduzieren. Diese Transaktion verursachte zwar Einmalkosten, verbesserte aber die Liquidität. Im Dezember 2024 sicherte sich die Firma zusätzlich eine nicht verwässernde Finanzierung über 900.000 €, vermutlich in Form eines Kredits oder Wandeldarlehens ohne neue Aktien auszugeben.

Im Juni 2025 folgte die nächste Kapitalmaßnahme. Tonner Drones vermeldete den erfolgreichen Abschluss einer weiteren Bezugsrechts-Emission, bei der rund 1,2 Mio. € neues Kapital eingesammelt wurden. Die neuen Aktien wurden zu 0,027 € je Stück ausgegeben und mit Optionsscheinen gekoppelt. Der Emissionserlös diente zum Teil der Tilgung von Verbindlichkeiten und stärkte zugleich das Budget für Forschung und Entwicklung. Insgesamt wurden knapp 45 Millionen neue Aktien platziert. Das zeigt, wie stark der Aktienkurs nach Verwässerungen und früheren Kursstürzen gesunken war. Dennoch gelang es, ausreichend Zeichner zu gewinnen, was als Vertrauensbeweis gewertet werden kann. Das Unternehmen erklärte, die Transaktion stärke die Liquiditätsposition und ermögliche Einsparungen durch Rückzahlung eines Teils der Schulden.

Ein eindrucksvolles Beispiel für die wiedergewonnene Handlungsfähigkeit lieferte eine Meldung vom März 2025. Tonner Drones hatte sich ursprünglich im September 2024 gezwungen gesehen, die Hälfte seiner Beteiligung an Elistair zu verkaufen, um mit dem Erlös Schulden von 800.000 € beim früheren Management zu begleichen. Da sich die Liquiditätslage Anfang 2025 deutlich verbessert hatte, Kassenbestand Ende März über 1,5 Mio. €, konnte das neue Management die fast abgeschlossene Transaktion rückgängig machen. Tonner Drones zahlte stattdessen 471.463 € aus eigenen Mitteln und behielt damit seine vollständige 11,4 Prozent Beteiligung an dem Drohnen-Startup Elistair. Der CEO betonte, die Zeit der intensiven Umstrukturierung sei vorbei und man arbeite nun an einer vielversprechenden Zukunft. Das unterstreicht, dass das Management die Insolvenzgefahr durch die Sanierungsmaßnahmen zunächst gebannt sieht.

Aktuelle Situation 2025: Insolvenzgefahr gebannt?

Nach intensiven Restrukturierungen, Kapitalspritzen und Kostensenkungen stellt sich die Frage: Steht Tonner Drones noch immer vor der Pleite oder ist das Schlimmste überstanden? Die bisherigen Maßnahmen haben dem Unternehmen Luft verschafft. Tonner Drones verfügt Stand Frühjahr 2025 wieder über eine auskömmliche Liquidität im siebenstelligen Bereich. Das operative Geschäft wurde auf ein Minimum heruntergefahren, wodurch die monatlichen Fixkosten sehr gering sind. Dadurch ist das Unternehmen in der Lage, auch mit bescheidenen Einnahmen oder längeren Durststrecken zu überleben, ohne sofort zahlungsunfähig zu werden.

Zudem konnte die Schuldenlast erheblich reduziert und umstrukturiert werden. Ein großer Teil der variablen, potenziell erdrückenden Finanzierungsinstrumente aus der Delta Drone Zeit wurde beendet. Statt ständig neue Aktien zu extrem niedrigen Kursen auszugeben, setzt Tonner Drones nun auf stabilere Finanzierungsquellen. Dazu zählen Darlehen des Großaktionärs, klassische Anleihen mit längerer Laufzeit sowie gezielte Kapitalerhöhungen mit Bezugsrecht. Diese Strategie mindert den Druck auf den Aktienkurs und signalisiert Gläubigern und Investoren, dass langfristig geplant wird.

Wichtig ist auch: Tonner Drones hat seine wichtigsten Vermögenswerte retten können. Die Beteiligungen an Donecle, Elistair und Diodon blieben trotz aller Turbulenzen im Besitz des Unternehmens. Diese Assets stellen potenzielle stille Reserven dar, die im Notfall verkauft oder bei positivem Geschäftsverlauf wertsteigernd gehalten werden können. Auch die hauseigenen Entwicklungen Countbot für die Logistik und Inhibitor für die Drohnenstabilisierung sind weiterhin im Portfolio und sollen nun zur Marktreife gebracht werden. Vor allem beim Countbot sieht das Management konkrete Chancen auf Umsätze. Man ist positiv überrascht über das Interesse, obwohl bisher keinerlei Werbung gemacht wurde, und hofft, 2025 erste Bestellungen abschließen zu können. Gelingt dies, würde unmittelbarer Cashflow generiert, was die finanzielle Lage weiter entspannen könnte.

Allerdings sind weiterhin Risiken nicht von der Hand zu weisen. Tonner Drones schreibt nach wie vor Verluste und ist von echter Profitabilität noch entfernt. Das Eigenkapital ist aktuell negativ, was bilanziell einer Überschuldung gleichkommt. Zwar hat das Unternehmen gemäß französischem Recht zwei Jahre Zeit, diese Situation zu bereinigen, doch der Druck bleibt hoch. Entweder gelingt die Rückkehr in die Gewinnzone, oder es braucht zusätzliche Kapitalmaßnahmen beziehungsweise Asset-Verkäufe. Sollte die erwartete geschäftliche Wende ausbleiben, könnte mittelfristig erneut eine Insolvenzgefahr auftreten.

Auch die extreme Aktienkurs-Volatilität spiegelt das verbleibende Misstrauen wider. Die Tonner Drones Aktie notiert auf Pennystock Niveau und unterliegt spekulativen Schwankungen. Zwischenzeitlich fiel der Kurs Anfang 2024 auf unter 0,01 €, was fast einem Totalverlust gleichkam. Im Frühjahr 2025 kam es zu einem spekulativen Hype, unter anderem kursierten Gerüchte über einen möglichen Auftrag aus der Ukraine, der den Kurs kurzfristig vervielfachte, nur um später wieder abzusacken. Solche Kapriolen zeigen, dass viele Anleger Tonner Drones weiterhin als hochriskantes Spekulationsobjekt betrachten. Die Lehre daraus: Spekulative Pennystocks sind unberechenbar. Anleger sollten eigene Recherchen anstellen und sich nicht von Hypes leiten lassen.

Fazit: Noch nicht am Ziel, aber auch nicht pleite

Nach Abwägung der verfügbaren Informationen lässt sich festhalten: Tonner Drones ist derzeit nicht insolvent. Durch radikale Sparmaßnahmen, die Unterstützung des CEO Investors und mehrere Kapitalerhöhungen konnte der akute Zahlungsengpass abgewendet werden. Das Unternehmen steht vorerst nicht vor der Pleite und hat sich im ersten Halbjahr 2025 finanziell stabilisiert. Die Insolvenzgefahr der vergangenen Jahre ist damit vorläufig gebannt. Der CEO und sein Team haben das Unternehmen mit erheblichem Geldeinsatz und konsequenter Restrukturierung von der Klippe weggeführt und die Voraussetzungen geschaffen, um künftig Wert zu schaffen, trotz der enormen Altlasten und einer schwierigen Reputation an der Pariser Börse.

Allerdings bedeutet nicht pleite noch lange nicht gesund und zukunftssicher. Tonner Drones bleibt ein Sanierungsfall auf dünnem Eis. Die nächsten Monate werden zeigen, ob das Vertrauen der Investoren zurückkehrt und ob es gelingt, aus Technologien wie Countbot ein rentables Geschäft zu machen. Gelingt der Turnaround, könnte Tonner Drones vom insolvenzbedrohten Pennystock zur Erfolgsgeschichte avancieren. Misslingt er, droht trotz aller bisherigen Rettungsbemühungen erneut der Absturz. Aktuell überwiegt vorsichtiger Optimismus. Tonner Drones ist nicht pleite und hat jetzt eine Chance, sich langfristig am Markt zu behaupten.

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