Applied Digital Aktie: Vom Krypto-Startup zum KI-Infrastruktur-Spezialisten

Applied Digital Corporation aus Dallas, Texas, hat einen ungewöhnlichen Werdegang: Ursprünglich als Dienstleister im Kryptomining gestartet, entwickelt sich das Unternehmen nun zu einem wichtigen Anbieter von Rechenzentrumslösungen für Künstliche Intelligenz (KI) und High-Performance-Computing (HPC). Die Applied Digital Aktie hat in diesem Jahr eine rasante Kursentwicklung hingelegt – in der vergangenen Woche legte die Aktie über 20 % zu, wodurch die Marktkapitalisierung von Applied Digital auf rund 7,6 Mrd. US-Dollar stieg. Im Herbst 2025 markierte das Papier mehrfach neue Höchststände, befeuert durch große Aufträge und die allgemeine KI-Euphorie an den Märkten. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick darauf, was Applied Digital eigentlich macht, wie die Vergangenheit des Unternehmens aussieht und welche Perspektiven Firma und Aktie für die Zukunft haben.
Unternehmensprofil und Geschäftsbereiche
Applied Digital wurde 2017 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Dallas, Texas. Das Unternehmen konzipiert, baut und betreibt Rechenzentren für Anwendungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Cloud-Dienste, High-Performance-Computing und Blockchain. Die Firma gliedert ihr Geschäft in drei Segmente: Rechenzentrum-Hosting, Cloud-Services und HPC-Hosting. Konkret bedeutet das, dass Applied Digital einerseits Infrastruktur und Stromversorgung für Kunden aus dem Kryptomining zur Verfügung stellt und andererseits GPU-Computing-Leistung für anspruchsvolle KI-, Machine-Learning- und sonstige HPC-Aufgaben anbietet. Dieses hybride Geschäftsmodell – traditionelle Blockchain-Infrastruktur plus leistungsstarke KI-Rechenzentren – positioniert Applied Digital in Nordamerika als Spezialisten für kostengünstige, skalierbare digitale Infrastruktur.
Von der Blockchain zur KI – Die Entwicklung des Unternehmens
Zunächst firmierte das Unternehmen als Applied Blockchain, Inc. und fokussierte sich auf Rechenzentren für Kryptowährungs-Mining. 2021 vollzog Applied Blockchain den Börsengang an der Nasdaq (Ticker: APLD), um Kapital für den Ausbau seiner Infrastruktur einzuwerben. Einen entscheidenden Wachstumsschub erhielt die Firma Mitte 2021: Nach dem Verbot des Krypto-Minings in China wandten sich viele Miner neuen Standorten zu. Applied Blockchain nutzte diese Chance und baute binnen zwei Jahren fast 500 Megawatt an Rechenzentrums-Kapazität für Bitcoin-Mining in den USA auf. Seit Inbetriebnahme ihrer ersten Anlagen hat die Firma so enorme Strom- und Serverkapazitäten geschaffen, um die Nachfrage der Kryptobranche zu bedienen.
Angesichts der technologischen Trends begann Applied Blockchain jedoch bald, über den Tellerrand der Blockchain hinauszublicken. Im August 2022 kündigte das Management an, die Ausrichtung zu verbreitern, und im November 2022 benannte sich das Unternehmen offiziell in Applied Digital Corporation um. Diese Rebranding unterstrich die strategische Neuausrichtung: Weg von einer reinen Blockchain-Firma hin zu einem breit aufgestellten Anbieter für HPC-Infrastruktur. Seit 2023 liegt ein Schwerpunkt auf dem Aufbau von KI- und HPC-Cloud-Services, mit denen Applied Digital seine großen Rechenzentren für neue Kundengruppen nutzbar macht. Das Unternehmen entwickelt nun eigene Hochleistungs-Rechenzentren, die speziell auf KI-Workloads optimiert sind, und öffnet sich für Partnerschaften in der AI-Branche. Insgesamt zeigt die Firmenhistorie einen dynamischen Wandel vom Krypto-Startup zum vielseitigen Tech-Infrastruktur-Unternehmen.
Jüngste Geschäftsentwicklung: Großaufträge und Wachstumssprung
Im Jahr 2025 konnte Applied Digital mehrere große Erfolge verbuchen. So gab das Unternehmen im August einen umfangreichen Mietvertrag mit CoreWeave bekannt – einem Cloud-Anbieter für KI-Anwendungen. Der Vertrag sichert CoreWeave zusätzliche 150 MW Rechenzentrums-Kapazität im neuen Polaris Forge 1-Campus in North Dakota. Bereits zuvor hatte Applied Digital zwei 15-Jahres-Verträge mit CoreWeave abgeschlossen. Insgesamt summieren sich die erwarteten vertraglich zugesicherten Einnahmen aus den CoreWeave-Deals damit auf rund 11 Mrd. US-Dollar über die Laufzeit. Dieses gigantische Volumen übertrifft bei Weitem die bisherigen Jahresumsätze der Firma und verschafft langfristige Planungssicherheit. Parallel dazu hat Applied Digital mit Macquarie Asset Management einen finanzstarken Partner ins Boot geholt: Im Oktober 2025 erhielt das Unternehmen eine erste Tranche von 112,5 Mio. USD aus einer vereinbarten Finanzierungslinie über bis zu 5 Mrd. USD, die zusammen mit Macquarie bereitgestellt wird. Diese Mittel sind für den Ausbau des KI-Rechenzentrumscampus Polaris Forge 1 in Ellendale (North Dakota) vorgesehen, der auf eine Kapazität von 400 MW ausgelegt ist und perspektivisch sogar bis zu 1 Gigawatt ausgebaut werden kann. Der Zeitpunkt der Finanzierung ist für Applied Digital entscheidend, da der 400-MW-Campus bereits komplett an CoreWeave vermietet ist und nun zügig fertiggestellt werden muss. Durch die Partnerschaft mit Macquarie verfügt Applied Digital über ausreichend Kapital, um Polaris Forge 1 zu vollenden, den laufenden Betrieb zu finanzieren und weitere Expansionsprojekte anzugehen – ohne kurzfristig weitere Eigenmittel aufnehmen zu müssen.
Auch operativ zeigen die jüngsten Zahlen klaren Aufwind. Im ersten Quartal des Fiskaljahres 2026 (Juni-August 2025) stieg der Umsatz von Applied Digital um 84 % auf 64,2 Mio. USD und übertraf damit die Analystenerwartungen von etwa 50 Mio. USD deutlich. Das rapide Wachstum ist vor allem der neuen HPC-Sparte zu verdanken, da immer mehr Kunden leistungsstarke Rechenkapazitäten für KI-Anwendungen nachfragen. So erzielte Applied Digital im genannten Quartal rund 26 Mio. USD Umsatz allein durch Installations- und Vorabgebühren im Zusammenhang mit einem neuen HPC-Rechenzentrum, das Ende 2025 in Betrieb gehen soll. Gleichzeitig blieben die Einnahmen aus dem angestammten Krypto-Hosting-Geschäft stabil – diese Data Center Hosting-Sparte (v.a. Bitcoin-Mining-Kunden) steuerte 37,9 Mio. USD zum Quartal bei, ein Plus von 9 % gegenüber dem Vorjahr. Trotz des Umsatzsprungs schrieb Applied Digital jedoch weiterhin rote Zahlen: Unter dem Strich stand im Quartal ein Nettoverlust von 27,8 Mio. USD, da die Kosten ebenfalls stark stiegen (u.a. durch Vorleistungen für den Aufbau der neuen HPC-Anlagen). Die Bruttomarge wurde durch einmalige Aufwendungen belastet – allein ~25 Mio. USD der Kosten entfielen auf die Vorbereitung neuer HPC-Kapazitäten in den Rechenzentren. Insgesamt zeigt sich hier ein typisches Bild für ein Wachstumsunternehmen der Tech-Branche: Hohe Investitionen in neue Geschäftsfelder drücken kurzzeitig auf die Ergebnisse, sollen aber langfristig für sprudelnde Einnahmen sorgen.
Aktienkurs und Analysteneinschätzungen
Auch an der Börse hat der Wachstumskurs von Applied Digital für Aufsehen gesorgt. Die Aktie des Unternehmens ist innerhalb eines Jahres um über 250 % gestiegen – ein erstaunlicher Wert, der die Erwartungen und Hoffnungen der Anleger an das Unternehmen widerspiegelt. In der zweiten Jahreshälfte 2025 markierte das Papier mehrere neue Höchststände (zuletzt rund 34 US-Dollar) und gehörte zeitweise zu den Top-Performern am Nasdaq. Entsprechend positiv zeigen sich viele Analysten: Das Wall-Street-Konsensrating für APLD lautet aktuell „Strong Buy“, basierend auf 8 Kaufempfehlungen und 1 Halteempfehlung in den vergangenen drei Monaten. Mehrere Experten haben ihre Kursziele jüngst nach oben angepasst. So erhöhte das Analysehaus Compass Point sein Ziel im Oktober von 13 auf 30 US-Dollar und bestätigte die Einstufung Kaufen, nachdem der Polaris Forge 1-Campus vollständig an CoreWeave vermietet wurde und weitere Großkunden in Aussicht stehen. Auch H.C. Wainwright hob das Kursziel an (von 15 auf 20 US-Dollar) und verwies auf den geplanten Bau des zweiten KI-Campus Polaris Forge 2 als wichtigen Treiber. Diese positiven Einschätzungen unterstreichen, dass Applied Digital mit seiner strategischen Expansion bei Analysten derzeit gut ankommt.
Gleichzeitig mahnen einige Kennzahlen zur Vorsicht. So liegt das durchschnittliche Kursziel der Analysten mit etwa 26 US-Dollar je Aktie sogar unter dem aktuellen Börsenkurs – der Markt hat den erwarteten Erfolg also gewissermaßen schon eingepreist. Außerdem gilt das Papier als sehr volatil und spekulativ: Seit Mai 2025 wird die Aktie aufgrund starker Kursschwankungen (über 100 % Jahresvolatilität) als hoch riskanter Titel eingestuft. Anlegende sollten sich der Risiken bewusst sein, denn Applied Digital ist zwar rasant gewachsen, aber bislang noch nicht profitabel und operiert in einem kapitalintensiven Geschäft. Das Management zeigt sich allerdings zuversichtlich und hat ausgesprochen ambitionierte Ziele: In den nächsten fünf Jahren soll ein jährlicher operativer Gewinn von 1 Mrd. USD erreicht werden. Dieses Vorhaben unterstreicht den Glauben an die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells – setzt aber auch voraus, dass die großen Rechenzentrumsprojekte planmäßig umgesetzt und ausgelastet werden. Für die Applied Digital Aktie wird es daher in den kommenden Quartalen entscheidend sein, ob das Unternehmen seine Vision Realität werden lassen kann. Fest steht: Mit ihrem Wandel vom Kryptodienstleister zum KI-Infrastruktur-Anbieter und den jüngsten Großaufträgen hat Applied Digital schon jetzt eine der spannendsten Geschichten im Tech-Sektor geschrieben – wie das nächste Kapitel aussieht, bleibt mit Spannung zu beobachten.


